…hello Master!
Es ist fast Mitte Juni, vor drei Monaten hat sich mein Leben grundlegend verändert. Denn seitdem mache ich den Master „Digitale Kommunkation“. Statt von Vorlesung zu Vorlesung zu hetzen, Hausarbeiten zu schreiben oder unterschiedliche Module zu belegen, sitze ich an meinem festen Platz im Ressort „Wirtschaft & Soziales“ in einer Redaktion an der HAW Hamburg. Ein neuer Master, mit dem Ansatz „praktisches Lernen“ – deswegen auch Redaktionsalltag statt typischem Studium.
Zu Beginn des Masters, das war Mitte März, konnte ich nicht genau abschätzen, was mich erwartet. Und ob dieser Schritt die richtige Entscheidung gewesen ist. Das Einzige was ich schon seit Ende des letzten Jahres wusste, war, dass ich irgendetwas ändern wollte. Der Master passte da perfekt ins Bild. Und in mein Leben. Ich hatte das letzte Jahr selbstständig gearbeitet. In Agenturen, für Kunden und seit Mitte 2016 vornehmlich für meinen eigenen Blog. Mir ging es gut. Manchmal war mehr zu tun, manchmal weniger. Aber die Zugriffszahlen stiegen, die Anfragen und Budgets auch. Ich machte das, was mir Spaß macht. Und verdiente damit mein Geld. Ein Traum. Eigentlich.
Der Haken? Ich hatte das Gefühl auf der Stelle zu treten.
Mich nicht wirklich weiterzuentwickeln, nichts mehr zu lernen, immer wieder was Neues und doch wieder das Gleiche zu machen. Niemanden zu haben, der mit mir kämpft. Im „Home Office“ trifft man eben keine Leute, da geht man vom Bett zum Schreibtisch und wieder zum Bett. Da telefoniert man mit Oma, empfängt Postboten und sitzt ab und an auf dem Sofa. Um die Perspektive zu wechseln. Selbst, wenn man währenddessen immer das macht, was einem Spaß macht, fällt einem irgendwann die Decke auf den Kopf. Obwohl es gut lief, wurde mir gegen Ende des Jahres klar, dass ich bald etwas ändern müsste. Egal was.
Doch ein fester Job? Dafür sprach, dass ich mich weiterentwickeln wollte. Ich wollte lernen, Feedback bekommen, sicherer werden in dem was ich tue. Vor allem: eine Expertise erlangen. Aber dafür den Blog aufgeben? Das kam für mich nicht in Frage, dafür steckt zu viel Herzblut in diesem Projekt. Also suchte ich immer mal wieder nach der perfekten Teilzeitlösung, fand sie aber nicht.
Die zweite Option wäre ein Umzug in einen Co-Working-Space oder ein Office gewesen. Um einen Ort zu haben, den man vom eigenen Zuhause abgrenzen kann. Um Menschen zu treffen und Kontakte zu knüpfen. Die Kosten für diesen Schritt ließen mich zögern. Ich behielt die Idee im Hinterkopf, schob sie aber erstmal beiseite..
Dann kam das Studium. Ganz plötzlich per WhatsApp.
Denn meine Eltern hatten davon in der Zeitung gelesen und das Gefühl, das könnte perfekt zu mir passen. Obwohl ich nie geplant hatte einen Master zu machen und eigentlich gar nicht wieder studieren wollte, bewarb ich mich. So wie damals beim Modejournalismus-Studium, getreu dem Motto: Versuchen kann man es ja mal, absagen immer noch. Als die Zusage kam, war mir jedoch (wieder) klar, dass ich diese Chance nutzen sollte.
Mittlerweile sind fast drei Monate vorbei. Ich habe viel gelernt, besonders über mich selbst. Es macht Spaß endlich wieder Teil eines Teams zu sein. Jeden Tag „in die Redaktion“ zu gehen. Input zu bekommen und anderen Input zu geben. Dinge neu zu lernen und zu merken, dass man einige Dinge doch schon ziemlich gut kann. Daran hatte ich vorher nämlich viel zu sehr gezweifelt. Das Beste? Ich fühle mich wohl! In einem Ressort, das ich niemals selbst gewählt hätte. Mit redaktionellen Themen, mit denen ich mich vorher so noch nie beschäftigt habe.
In den letzten Wochen habe ich außerdem gemerkt, dass sich meine Werte verschoben haben. Als Blogger versuche ich unabhängige Inhalte zu schaffen, arbeite aber gleichzeitig sehr viel mit einzelnen Marken zusammen. Produziere Werbung, gehe auf Presseevents und lasse mich für Kooperationen bezahlen. Ich habe eine eigene Meinung, die Gewalt über meinen Blog, meine Inhalte und bin gleichzeitig Teil einer Industrie, die sich jeden Tag mehrmals anhören darf, wie käuflich, billig und qualitativ minderwertig sie doch sei. Damit lebe ich seit 8 Jahren. Ich kann damit umgehen. Immer noch. Aber ich habe mittlerweile viel seltener Lust auf die typischen Bloggerevents, das Hecheln nach Instagram-Followern und die viele ungekennzeichnete Werbung. Das liegt vielleicht an den 8 Jahren, vielleicht auch an mir.
Wie es weitergeht? Das weiß ich noch nicht.
Na klar, ich werde weiter bloggen. Das habe ich immer gemacht, das bleibt auch so. Zumindest erstmal. Mittlerweile fühle ich aber immer mehr, dass ich mich womöglich auch lösen könnte. Von meinem eigenen kleinen Platz in den Weiten des Internets. Von einem Blog, der mir unendliche Möglichkeiten bietet, mich aber gleichzeitig festhält. Genau definieren kann ich das nicht. Ich weiß nur, dass ich gerade in die richtige Richtung gehe. Zu einem Ort, der hoffentlich nicht auf Cupcakes und Goodie Bags reduziert wird.
15 Comments
Ich kann dich sehr gut verstehen. Und wenn sich das gerade richtig für dich anfühlt, dann ist das auch gut so! Trotzdem würde ich mich freuen hier an und zu noch etwas von dir zu lesen 🙂
12. Juni 2017 at 7:28Liebe Lisa, das wird auch erstmal so bleiben. Ganz so einfach kann ich mich von meinem Blog dann doch nicht verabschieden. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. 🙂
12. Juni 2017 at 18:17Liebe Laura,
das Gefühl kenne ich nur zu gut. Ich studiere eigentlich Journalismus und Unternehmenskommunikation und schreibe dort auch für unser Uni-Magazin während ich gleichzeitig Beiträge für den Blog erstelle. Mir ist es dabei insbesondere in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, meine Stimme wirklich zu nutzen, unabhängig zu bleiben und wirklich 100% hinter dem zu stehen, was ich hier tue. Und das sind nunmal Dinge, die ein wenig tiefgründiger gehen, als ein Event auf dem die erste Frage ist, wieviele Instagram-Follower man hat.
Ich wünsche dir auf jeden Fall weiterhin ganz viel Spaß in der Redaktion und bin mir sicher, dass du für dich und den Blog einen Weg finden wirst, Themen anzusprechen, die dir am Herzen liegen! Ein Blog mag immer mit den typischen Klischees assoziiert werden, aber was du aus deiner Stimme im Internet machst, wird immer deine Wahl sein!
Alles Liebe,
Linn
https://www.linnmaira.com
12. Juni 2017 at 10:04Liebe Linn, damit hast du so recht! Vielen Dank für dein Feedback und deine ehrlichen Worte. <3
12. Juni 2017 at 18:19Das klingt nach einem tollen Masterprogramm. Schön, dass du das für dich richtige gefunden hast.
12. Juni 2017 at 16:38Liebste Laura, ganz ganz schön geschriebener Post! Ich glaube dir, dass der Schritt „scary“ war, umso stolzer kannst du auf dich sein, ihn gewagt zu haben, um was neues auszuprobieren <3
12. Juni 2017 at 21:05Das klingt nach einem tollen Master. Es ist so wichtig das richtige zu finden. Viel Erfolg dir.
12. Juni 2017 at 21:39Ich kann mich deiner Meinung nur vollends anschließen und verstehe genau was du meinst. Wir haben das große Glück unabhängig arbeiten zu können. Aber so sehr ich die Vorteile auch liebe und so sehr ich mir eigentlich ein anderes Leben nicht mehr vorstellen kann, so sehr kann ich deinen Reiz nach etwas anderem auch verstehen. Es macht Spaß sich mal von der Blase wegzubewegen und andere Welten kennenzulernen.
Ich wünsche dir viel Spaß und ganz viel Horizonterweiterung dabei!
16. Juni 2017 at 11:04Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück!<3
17. Juni 2017 at 12:51http://www.blogellive.com
Bloggen bedeutet ja auch nicht unbedingt nur „oberflächliche“ Themen. Wie du schon schreibst, es liegt in deiner Hand, welche Inhalte du produzierst. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg auf deinem neuen Weg.
26. Juni 2017 at 9:13Ich kann dich gut verstehen und ich finde es erfrischen zu lesen, dass es nicht jeder mehr anstrebt, Vollzeitblogger zu werden, sondern sich weiterzuentwickeln. Die letzten Monate hab ich zu Hause mit meiner Master-Arbeit verbracht und schon in der Zeit, hatte ich das Gefühl isoliert zu sein. Ich freue mich darauf, bald wieder in einem Team arbeiten zu können und neue Dinge zu lernen!
26. Juni 2017 at 9:38Liebe Grüße ♡Kristina
TheKontemporary
Mir ging es ganz genauso.Dann kamen noch die Zweifel. Ist es aufgeben, eine Flucht oder gar versagen? Ich bin für mich zu dem Schluß gekommen, dass es einfach eine Veränderung meiner Perspektive ist. Deshalb war ein neuer Job die logische Konsequenz.
26. Juni 2017 at 9:40Es ist alles schon gesagt worden, deshalb: ❤️??✋???????
26. Juni 2017 at 10:40Ich bin gespannt wie es hier im Laufe der Zeit weitergehen wird.
26. Juni 2017 at 14:03Liebe Laura,
lass das alles erst einmal auf Dich weiter zukommen. Das Leben ist ein ständiger Wandel, und Du wirst Deine Entscheidungen treffen. Die, die sich richtig anfühlen 🙂
Liebe Grüße,
Tabea
18. Juli 2017 at 12:21http://tabsstyle.com